Überherrn ist eine Gemeinde im Landkreis Saarlouis im Saarland. Geografische Lage und Landschaft Überherrn befindet sich im Südwesten des Saarlandes, direkt an der Grenze zu Frankreich (etwa 40 Kilometer bis Metz). Im Süden der Gemeinde liegt das ausgedehnte Waldgebiet des Warndts, im Nordwesten der Höhenzug des Saargaus mit seinen Ausläufern des Lothringischen Hügellandes. Im Osten befindet sich das weite Becken der Saar.
Die reizvoll gelegene Landschaft ist überwiegend bewaldet. Landwirtschaftliche Flächen befinden sich in der Bistniederung und in unmittelbarer Umgebung der Ortschaften. Charakteristische Elemente der Landschaft sind offengelassene Sandgruben, die allerdings teilweise zu Nutzflächen rekultiviert sind. Stellenweise sind auch noch dörfliche und Dorfrandstrukturen, wie Obstwiesen, offengehaltene Auen und alte Gemäuer erhalten. Ein großer Teil der Landschaft, insbesondere das ausgedehnte Waldgebiet des Warndt, ist auch als Vorrangfläche für Arten- und Biotopschutz ausgewiesen.
Gemeindegliederung Die Gemeinde Überherrn besteht insgesamt aus sechs Ortsteilen. Überherrn als größter Ortsteil der Gemeinde hat knapp 4000 Einwohner und ist das Zentrum von Handel, Wirtschaft, Gewerbe und auch Einkaufszentrum. Geschichte Funde zeigen, dass die Gegend bereits in der Stein- und Eisenzeit bewohnt war. Weitere Funde stammen aus der Römerzeit (siehe Römische Ausgrabungen im Saarland).
Die erste urkundliche Erwähnung von Überherrn stammt aus dem Jahre 1293 (Urkunde De Villa Bista), in der ein gewisser Wilhelm Armiger und seine Ehefrau Odilia eidesstattlich versichern, keine Rechtsansprüche gegenüber Personen in den Dörfern Bisten, Oberbisten, Überherrn usw. zu haben. Im frühen Mittelalter gehörte Überherrn zur Grafschaft Saarbrücken, die übrigen Ortsteile Bisten, Berus, Altforweiler und Felsberg gehörten zum Herzogtum Lothringen. Aus dieser Zeit ist die Ruine der Teufelsburg noch heute erhalten. Im 16. Jahrhundert fiel die Grafschaft Saarbrücken ebenfalls an das Herzogtum Lothringen. Entsprechend den Vereinbarungen des Wiener Präliminarfriedensvertrags zwischen Frankreich und Österreich vom 3. Oktober 1735 fiel Lothringen nach dem Tod des polnischen Exilkönigs Stanislaus I. Leszczy?ski, dem das Herzogtum Lothringen überlassen war, 1766 an Frankreich. Im Vertrag von Bockenheim zwischen dem Königreich Frankreich und der Grafschaft Nassau-Saarbrücken vom 15. Februar 1766 werden ausdrücklich Überherrn und der Linslerhof als an Frankreich abgetretene Gebiete aufgelistet. Ludwig XV. erhob das nunmehr zum Königreich Frankreich gehörende Überherrn durch Lettres Patentes du Roi du mois Octobre 1767 zu einer Baronie. Erster Baron von Überherrn war der Militärarzt des französischen Königs, François-Marie-Claude Richard.
Baron Richard war im Jahr 1712 in Obersierck, einer Annexe der Pfarrei Kerlingen an der Obermosel, geboren, studierte Medizin und erscheint 1743 als Docteur en médecine et Médecin du Roi à l'hôpital militaire et ville de Sarrelouis. Als Militärarzt in der Festungsstadt Saarlouis hatte er im Jahr 1744 den in Metz weilenden König Ludwig XV. von dessen Blatternerkrankung geheilt. Für seine medizinischen Verdienste erhielt er von den Töchtern Ludwigs XV. vermutlich im Mai 1774 das von Pierre Mignard stammende Gemälde Hl. Johannes der Täufer. Nach den Wirren der Französischen Revolution und der Niederlage Napoleons ging Überherrn nach dem Zweiten Pariser Frieden 1815 an Preußen (Überherrn als der "südwestlichste Zipfel Preußens"), der Landkreis Saarlouis wurde dem Regierungsbezirk Trier eingegliedert. Ab 1870/1871 (Deutsch-Französischer Krieg) gehörten alle Überherrner Ortschaften dem deutschen Kaiserreich an - ebenso wie das zu dieser Zeit von Deutschland annektierte Reichsland Elsaß-Lothringen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Überherrn und das gesamte Saargebiet unter die Verwaltung des Völkerbundes gestellt - bis zur Volksabstimmung 1935, bei der sich die Bewohner des Saargebietes für einen Anschluss an Deutschland entschieden.
Die Folgen des Zweiten Weltkriegs brachten für Überherrn eine abermalige Wiederholung der Grenzlandgeschichte mit sich: Der Annexion folgte die Besatzung, der Besatzung eine saarländisch-autonome Übergangszeit, und schließlich war es wieder eine Volksabstimmung, in der sich die Saarländer 1955 für die Zugehörigkeit zur Bundesrepublik Deutschland entschieden. Im Rahmen der saarländischen Gebiets- und Verwaltungsreform wurden zum 1. Januar 1974 die bis dahin eigenständigen fünf Gemeinden Altforweiler, Berus, Bisten, Felsberg und Überherrn zu einer neuen Gemeinde unter dem Namen Überherrn zusammengeschlossen. Im Jahr 1979 wurde Wohnstadt ein eigener Ortsteil.
Wappen Das Überherrner Wappen hat vier Felder, die die wechselhafte Geschichte der Gemeinde widerspiegeln: Aus Sicht des Trägers oben rechts der rote lothringische Schrägbalken mit den drei silbernen Alerions auf goldenem Grund; oben links der goldene Löwe der Grafschaft Nassau-Saarbrücken auf blauem Grund; unten rechts die drei goldenen Lilien der französischen Könige auf blauem Grund; unten links ein rotes Wagenrad auf goldenem Grund mit sechs Speichen für die sechs Ortsteile, gleichzeitig Symbol für den ländlichen Charakter der Gemeinde und ihre Bedeutung als Grenzübergang. Der Wellenschnitt, der die oberen von den unteren Feldern trennt, steht für die Lage am Fluss Bist. Partnerschaften
Kultur und Sehenswürdigkeiten Mit ihrem 33 Meter hohen Kirchturm ist die 1929 erbaute Bonifatiuskirche als Landmarke ein weithin sichtbares Wahrzeichen von Überherrn. Als musikalisches Glanzstück ist die große, von der Firma Haerpfer aus dem lothringischen Bouzonville erbaute Kirchenorgel zu nennen.
Über dem westlichen Hauptportal blickt die über sechs Meter große, in Stein gehauene Statue des heiligen Bonifatius, des "Apostels der Deutschen". Eines der ältesten Dorfkreuze der Gemeinde, das Guldnerkreuz, befindet sich vor dem südlichen Längsschiff der Kirche, das Peter Guldner zugeschrieben wird. Das Kulturhaus Überherrn mit 600 Sitzplätzen und Restaurant wurde 1967–1970 nach den Plänen des Architekten Karl Hanus erbaut. Das für seine hervorragende Akustik bekannte Haus birgt Werke der Künstler Leo Kornbrust (Relief an der Außenfassade, 1968) und Dorothea Zech (Bühnenvorhang aus gehäkeltem Sisal, 1970, Ausmaße 7 × 27 Meter). Ein Kleinod ist die bereits 1154 als Wallfahrtsstätte erwähnte Antoniuskapelle auf dem Linslerhof, die im 18. Jahrhundert im Stile des Barock erweitert worden ist. Der Linslerhof samt Anlage ist im Besitz der Familie von Boch-Galhau. Neben dem Hotel- und Gastronomiebetrieb mit Biergarten sind auf dem über 330 Hektar großen Gelände eine Pferdepension, zahlreiche Scheunen, Keller und alte Stallungen sowie eine Falknerei angesiedelt.
Sport Der erfolgreichste Fußballverein der Gemeinde ist der SSV Eintracht Überherrn, der in der Landesliga spielt. Der TuS Bisten spielt in der Bezirksliga Saarlouis, SG Altforweiler/Berus und SV Felsberg in der Kreisliga A Saar.
Tennis Tennis spielen kann man in der Gemeinde Überherrn beim Tennisclub Bisttal e.V. Überherrn. Der TC ist mit über 250 Mitgliedern einer der größten Sportvereine in Überherrn. Aktuell stellt der TC 14 Mannschaften, darunter sechs Jugendmannschaften aller Altersklassen, die in den letzten Jahren immer erfolgreicher wurden und besonders in der Spielklasse der "Bambinis" in einer hohen Klasse mitspielen können. St. Bonifatius (Überherrn) Die Kirche St. Bonifatius ist eine katholische Pfarrkirche in Überherrn, Landkreis Saarlouis. Sie trägt das Patrozinium des heiligen Bonifatius, des „Apostels der Deutschen“. In der Denkmalliste des Saarlandes ist die Kirche als Einzeldenkmal aufgeführt. Die Pfarrkirche St. Bonifatius wurde in den Jahren 1928 bis 1929 nach Plänen der Architektengemeinschaft Ludwig Becker und Anton Falkowski (Mainz) errichtet. 1976 wurde die Kirche einer Restaurierung unterzogen. 1996 erfolgte ein Umbau des Altarraumes. 2010/2011 wurde das Innere der Kirche renoviert. Die Kosten hierfür betrugen 300 000 Euro. Das Kirchengebäude in der Überherrner Lindenstraße wird von dem 33 Meter hohen weithin sichtbaren Kirchturm beherrscht. Errichtet wurde das Gotteshaus in expressionistischer Formensprache. Die Architekten Becker und Falkowski wählten einen ähnlichen Stil auch bei anderen ihrer Kirchenbauten in der Region. So zum Beispiel bei der Kirche St. Elisabeth im Saarbrücker Stadtteil Altenkessel, bei der Kirche St. Bonifatius in Püttlingen oder bei der Kirche St. Laurentius im Eppelborner Ortsteil Bubach-Calmesweiler.
Das Innere der Kirche wird von einem Tonnengewölbe mit netzartigen Strukturen bestimmt, das seitlich in einen flachen Deckenabschnitt übergeht, der wiederum in eine Hohlkehle übergeht, die die Verbindung zu den Seitenwänden des Kirchenschiffes darstellt. Im Chor, der auch über ein Tonnengewölbe verfügt, befinden sich ebenfalls netzartige Strukturen. Abgeschlossen wird der Chor im Osten durch eine Apsis. An der Rückwand des Chorraumes befindet sich ein Mosaik der Kreuzigung, das von Hans Thomas (Köln) geschaffen wurde. Im Giebel der Westfassade über dem Hauptportal und den drei darüber liegenden Fenstern ist eine in Stein gehauene, sechs Meter große Statue des heiligen Bonifatius angebracht. Vor der Südfassade der Kirche befindet sich das sogenannte Guldnerkreuz, ein Wegekreuz des Bildhauers Adam Guldner aus dem Jahr 1760. Wie die Bonifatiuskirche steht auch das Wegekreuz auf der Denkmalliste. Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Überherrn aus
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der freien Enzyklopädie Wikipedia. Das Foto basiert auf dem Bild "Oranna Kapelle bei Berus" aus dem zentralen Medienarchiv Wikimedia Commons und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. Der Urheber des Bildes ist Lokilech. |