Alzenau (bis 31. Dezember 2006 amtlich Alzenau i. UFr.) ist eine Stadt im Norden des unterfränkischen Landkreises Aschaffenburg. Sie ist eine von 13 sogenannten leistungsfähigen kreisangehörigen Gemeinden in Bayern.
Geographie Geographische Lage Alzenau liegt in den östlichen Ausläufern des Rhein-Main-Gebietes im unteren Kahlgrund. Die meisten Stadtteile schmiegen sich an oder zwischen die Hänge der westlichen Ausläufer des Spessarts mit dem Hahnenkamm (437 m ü. NN). Mit rund 2600 ha Wald und 85 ha Weingärten kann man wahrscheinlich zu Recht von der Stadt im Grünen sprechen. Trotzdem ist es über die benachbarte A 45 bzw. über die Kahlgrundbahn nur ein kurzer Fahrtweg bis Aschaffenburg, Hanau oder Frankfurt am Main. Alzenau wird von der Kahl durchflossen. Nachbargemeinden Alzenau grenzt im Norden an die hessischen Gemeinden Rodenbach und Freigericht, im Osten und Südosten an die Gemeinden Mömbris und Johannesberg, im Südwesten an die Gemeinde Karlstein, und im Westen an die Gemeinde Kahl am Main.
Stadtgliederung Die politische Gemeinde Alzenau hat sechs amtlich benannte Ortsteile (in Klammern die Zahl der Einwohner):
Die Einöde Dörsthöfe und das Schloss Maisenhausen sind keine amtlich benannten Ortsteile. Die ausgegangenen Ortschaften Bruchhausen und Prischoß befanden sich auf dem heutigen Gebiet der Stadt Alzenau. Die früheren Orte Elze, Oberschur und Sachsenhausen sind heute baulich mit Alzenau verwachsen und werden nun als Wohngebiete bezeichnet Etymologie Im 10. Jahrhundert schrieb man den Ortsnamen noch Vuillimundesheim (Wilmundsheim). Das Bestimmungswort im ursprünglichen Namen ist der Personenname Willimund. Name
Der Name der Burg All zu nahe, der darauf zurückzuführen ist, wie sehr die darunterliegende Siedlung unter ihr zu leiden hatte, wurde mit dem frühneuhochdeutschen Grundwort au (Wiese) versehen und auf die Siedlung übertragen. Die Zusatzbezeichnung "in Unterfranken" wurde im 20. Jahrhundert zur Abgrenzung von Alzenau in Schlesien (heute Polen) geführt. Im Volksmund wird die Stadt "Alsenah" genannt. Frühere Schreibweisen
Geschichte Urgeschichte In der Gemarkung Alzenau gibt es archäologische Fundstellen von Gräbern der Glockenbecherkultur (2600 v. Chr.), Brandgräbern der älteren Urnenfeldzeit (~1000 v. Chr.) und Siedlungen und Gräbern der Hallstattzeit (ältere Eisenzeit). Mittelalter Die älteste erhaltene schriftliche Erwähnung von Alzenau stammt aus dem Jahr 950: Links der Kahl wird die Ortschaft Wilmundsheim erwähnt. Alzenau war der Hauptort des gleichnamigen Gerichts Alzenau, und war eines der vier Gerichte, die das Freigericht Alzenau bildeten. Der älteste erhaltene Beleg für das Freigericht stammt von 1309. Die goldenen Reiser im Stadtwappen symbolisieren dieses Erbe. Das Freigericht war zwar reichsunmittelbar, aber das Reich verpfändete oder vergab das Gebiet immer wieder. So wechselten die Landesherren, zu denen die Herren und späteren Grafen von Hanau, die Herren von Randenburg und die Herren von Eppstein zählten. Die Erzbischöfe und Kurfürsten von Mainz waren seit der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts im Besitz des Wildbanns und errichteten zum Schutz ihrer örtlichen Rechte zwischen 1395 und 1399 die Burg Alzenau, rechts der Kahl, gegenüber von Wilmundsheim. 1401 wurden der Siedlung unterhalb dieser Burg durch König Ruprecht von der Pfalz die Stadt- und Marktrechte verliehen, ohne dass es dann auch zu einer städtischen Entwicklung kam. Später verschmolz das alte Wilmundsheim mit der Siedlung rechts der Kahl, von der es den Namen übernahm. Neuzeit Im Jahr 1500 belehnte der römisch-deutsche König Maximilian I. den Erzbischof von Mainz und den Grafen von Hanau-Münzenberg gemeinsamen mit dem Freigericht, das sie nun als Kondominat verwalteten. Da im Freigericht auch zur Zeit des Kondominats die kirchliche Jurisdiktion bei den Erzbischöfen von Mainz verblieb, konnte sich die Reformation – im Gegensatz zur Grafschaft Hanau-Münzenberg – hier nicht durchsetzen. Alzenau blieb römisch-katholisch. Als Graf Johann Reinhard III. 1736 als letzter männlicher Vertreter Hauses Hanau starb, erbte die Grafschaft Hanau-Münzenberg, zu der seitens Hanau auch dessen Anteil am Kondominat Alzenau zählte, aufgrund eines Erbvertrages die Landgrafschaft Hessen-Kassel. Ob sich dieses Erbe auch auf das Kondominat erstreckte, war in den folgenden Jahren zwischen Kurmainz und Hessen-Kassel heftig umstritten. Der Streit endete in einem Kompromiss, der eine Realteilung des Kondominats vorsah. Alzenau fiel dabei an Kurmainz. Das Mainzer Rad im Stadtwappen erinnert noch heute daran. Der Reichsdeputationshauptschluss des Jahres 1803 schlug das Amt Alzenau der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt zu, die es aber nur 13 Jahre behielt. Im Jahr 1816 trat das Großherzogtum das Amt an das Königreich Bayern ab, zu dem es seither gehört. Am 1. Juli 1862 wurde das Bezirksamt Alzenau gebildet, dessen Hauptort Alzenau wurde. Mit dem Bau der Kahlgrundbahn erhielt der Ort – und mit ihm der ganze Kahlgrund – ab 1898 Anschluss an das Schienennetz. Die Kahlgrundbahn begünstigte die Industrialisierung, insbesondere siedelten sich Zigarrenfabriken an, die letzte wurde erst in den 1960er Jahren geschlossen. 1902 bestanden im Kahlgrund 21 Zigarrenfabriken mit 850 Beschäftigten, einige davon in Alzenau. Eingemeindungen 1951 erhielt Alzenau vom Freistaat Bayern erneut das Stadtrecht. Im Zuge der Kreisreform wurden die Landkreise Alzenau und Aschaffenburg am 1. Juli 1972 zusammengelegt. Bereits am 1. Januar 1972 wurde Kälberau eingemeindet. Es folgten die Gemeinden Albstadt und Wasserlos am 1. Juli 1972., der Markt Hörstein und die Gemeinde Michelbach am 1. Juli 1975
Religionen
Städtepartnerschaften
Wappen Blasonierung: In Rot über zwei gekreuzten goldenen Zweigen ein sechsspeichiges silbernes Rad. Geschichte des Wappens: Das Wappen wird seit 1926 geführt. Das sechsspeichige silberne Mainzer Rad erinnert an die Zugehörigkeit Alzenaus zum Erzstift Mainz. Die beiden goldenen Zweige waren das Ernennungsymbol für die Beamten des Freigerichts, die von freien Märkern auf dem Märkerding gewählt wurden. Wirtschaft und Infrastruktur Die Stadt zeichnet sich auch durch eine außergewöhnlich hohe Anzahl an ansässigen Unternehmen aus, die zum großen Teil aus High-Tech-Branchen stammen. 1999 erhielt Alzenau den Qualitätspreis "Wirtschaftsfreundliche Gemeinde" aus der Hand des Bayerischen Staatsministers für Wirtschaft, Verkehr und Technologie. Land- und Forstwirtschaft, Weinbau Es gab 1998 im Bereich der Land- und Forstwirtschaft 62 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. Es bestanden im Jahr 1999 82 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 1429 ha. Davon waren 1096 ha Ackerfläche und 257 ha Dauergrünfläche. In den Ortsteilen Michelbach, Wasserlos und Hörstein wird Frankenwein angebaut. Auch in Albstadt wurde bis Ende des 19. Jahrhunderts Weinbau betrieben. Daran erinnert noch die Gemarkung Wingertsberg. Der Weinbau wurde durch die Mönche des Klosters in Seligenstadt nach Alzenau gebracht. Insgesamt hat jedoch die Land- und Forstwirtschaft für die Gemeinde an Bedeutung verloren. Verkehr Alzenau hat derzeit drei Abfahrten von der Bundesautobahn 45. Die neuste Anschlussstelle "Alzenau-Mitte" wurde am 23. November 2007 nach vielen Jahren Planungszeit eröffnet, sodass von der Verbindungsstraße zwischen Alzenau und Kahl aufgefahren werden kann. Die Industriegebiete in Kahl und Alzenau erhalten so eine noch bessere Anbindung an die Autobahn. Die Kahlgrundbahn verbindet den Ort mit dem Bahnhöfen Kahl am Main und Hanau, wo eine direkte Umsteigemöglichkeit zur S-Bahn nach Frankfurt am Main oder den Fernverkehrszügen besteht. Die einzelnen Stadtteile werden durch die City-Bus-Linien angefahren. Eine Linie fährt in beiden Richtungen stündlich von Somborn über Albstadt, Michelbach, Kälberau, Alzenau und durch die Stadtteile Wasserlos und Hörstein als Regionalbus weiter nach Karlstein über den Bahnhof Dettingen, wo in die Regionalzüge nach Aschaffenburg und Würzburg (Sitze der Kreis- bzw. Bezirksverwaltung) umgestiegen werden kann, bis nach Aschaffenburg. Die verkehrsgünstige Lage ist für die Stadt ein entscheidender Standortfaktor. Der Flughafen Frankfurt am Main mit Verbindungen in alle Welt lässt sich mit dem PKW innerhalb von 30 bis 40 Minuten Fahrtzeit erreichen. Ansässige Unternehmen Eine Auswahl einiger Unternehmen, die in Alzenau ansässig sind:
Verwaltungseinrichtungen und Behörden
Bildungseinrichtungen Es gibt folgende Einrichtungen (Stand: 1999):
Freizeit- und Sportanlagen In jedem Stadtteil befinden sich Hallen und Sportplätze für die zahlreichen Sportvereine. Es sind in jedem Stadtteil Spielplätze, sowie teilweise (in Alzenau) auch Bolzplätze, Basketballkörbe und Skateranlagen vorhanden. Im Sommer sind das Waldschwimmbad und der Meerhofsee geöffnet. Zudem ist das Schwimmbecken der Edith-Stein-Realschule an einigen Abenden der Woche für die Allgemeinheit geöffnet. Die aus dem stillgelegten Braunkohletagebau entstandenen Gewässer der Kahler Seenplatte befinden sich ebenfalls im Umkreis von fünf bis zehn Kilometer. Der FC Bayern Alzenau trägt die Heimspiele im Städtischen Stadion am Prischoß aus. Gesundheit
Senioren
Jugend
Entsorgung
Natur
Kultur und Sehenswürdigkeiten Stadtkern Auf der Burg Alzenau finden im Sommer die Burgfestspiele, die AlzenauClassics und im Herbst die Fränkischen Musiktage im Rahmen des "Musikzaubers Franken" des Bayerischen Rundfunks statt. Zur Tradition der barocken Pfarrkirche St. Justinus schlagen die Alzenauer eine Brücke bis zum Jahr 834. Seinerzeit brachte der Erzbischof Otgar von Mainz die Gebeine des Heiligen Justinus aus Rom mit. Sie kamen in die Justinuskirche in Frankfurt-Höchst und von dort 1298 ins Stift St. Alban vor Mainz; ein Teil der Reliquie gelangte aber auch ins Kloster bei der Einhard-Basilika von Seligenstadt. Da die dortigen Benediktiner die alte Pfarrkirche von Wilmundsheim, die auf dem heutigen Friedhofsgelände lag, mit betreuten, wurde eine Querverbindung gezogen und der Heilige Justinus in Alzenau verehrt. Von der abgerissenen Wilmundsheimer Kirche ist nur noch ein einziges Kapitell übrig; der heutige barocke Kirchenbau am Marktplatz stammt von 1758. Das 1860-62 errichtete Rathaus war als Schule geplant, wurde dann aber Königlich-Bayerisches Bezirksamt. Ein Anbau von 1974 in Buntsandstein bringt zeitgenössische Architektur mit dem klassizistischen Bau zusammen. Das älteste Gasthaus der Stadt, allgemein "Max" genannt, wurde 1744 erstmals als "Wirtshaus" aus dem Besitz des Klosters Seligenstadt genannt; in dieser Urkunde wurde es an einen Alzenauer Wirt verkauft. Der heutige Besitzer, der das von Parthenocissus überrankte Gebäude 1995 erwarb, richtete 2004 hier ein Hotel mit kleiner Brauerei ein, die damit wirbt, Bier nach dem Reinheitsgebot von 1516 herzustellen. Die Villa Meßmer beherbergt heute eine Gaststätte in einem Park mit historischem Baumbestand. Der Solarparcours erläutert die Anwendungsbereiche der Photovoltaik anhand von 20 Beispielen im Innenstadtbereich (3,5 km langer Parcours) sowie außerhalb (Gesamtparcours 12 km). Bei diesem Solar-Lehrpfad handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt der Stadt Alzenau mit dem ortsansässigen Unternehmen Schott Solar (vormals: ASE), welches die Solarmodule in Alzenau großindustriell herstellt. In Alzenau stand unweit des heutigen Maximilian-Kolbe-Hauses eine Synagoge der im Ort jahrhundertelang existierenden Jüdischen Gemeinde. Das dort aufgestellte Denkmal ruft in Erinnerung, dass das Gotteshaus zerstört und die jüdischen Einwohner zur Vernichtung deportiert wurden. Ortsteile/Umland Einige Fahrrad- und Wanderwege rund um Alzenau sind als Europäische Kulturwege Alzenau I, II und III eingebunden in das von 2000-2003 von der EU geförderte Projekt Pathways to Cultural Landscapes. Auf diesen Routen sind die markanten Zielpunkte beschildert und dokumentiert. Beispiele:
Regelmäßige Veranstaltungen
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